Einladung zum geographischen Kolloquium (4. April 2019)
WO: Hörsaal 11.03, Heinrichstraße 36
WANN: Donnerstag, 4. April 2019, 18.00 Uhr
Dr. Robert HAFNER (Graz)
Ich seh, ich seh, was du nicht siehst: Von Viskeralität, Umweltgerechtigkeit und was das mit Mensch-Umwelt zu tun hat
Die Praxis des Forschens ist kein rein rationales Unterfangen. Emotionen, externe Einflüsse wie Lärm oder Licht, aber auch individuelle Biographien formen die Art und Weise, wie wir denken und welche Erkenntnisse wir gewinnen. Viskeralität ist ein Ansatz, der ebendiese Kombination des Rationalen und Emotionalen, des Bio-Sozialen aktiv thematisiert. In geographischer Forschung taucht der Nischenansatz in unterschiedlichen Formen auf: Thematisch etwa bei Essensmaterialität, gender-sensibler Forschung, embodiment und Staatsgewalt, Forschung zu den Sinnen oder an der Schnittstelle Kunst-Wissenschaft. Darauf aufbauend werden erste theoretische Gebilde geformt und meta-methodologische Abhandlungen entwickelt.
Der Vortrag ist ein Versuch, die Fluidität von Viskeralität zu strukturieren und ihre Einsatzmöglichkeiten für Mensch-Umwelt-Forschung aufzuzeigen. Zu diesem Zweck wird gefragt, was Viskeralität eigentlich bedeutet, warum sie gebraucht und sie gegenwärtig verwendet wird – sowohl thematisch als auch method(olog)isch. Anhand von sozialökologischen Konflikten um Soja-Monokulturausbreitungen in Argentinien wird dann gezeigt, wie Viskeralität neue Analyse-Perspektiven auf konfliktive Situationen und Umweltgerechtigkeit eröffnet.
Robert Hafner ist seit Dezember 2018 Universitätsassistent am Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz. Thematisch-konzeptionell beschäftigt er sich mit alternativen Konzeptionen von Umweltgerechtigkeit im Soja-Agrobusiness, Viskeralität und more-than-human geographies im Agro-Food-Bereich.